Mit ganz kleinen Unterbrechungen ging es am Immobilienmarkt seit 2005 ständig bergauf. Es gab wenig Angebot, dafür eine hohe Nachfrage. „Die Immobilien haben sich praktisch von selber verkauft“, sagt Gilbert Kagerer. Der 52-jährige Wartberger ist Geschäftsführer der Firma Marktwert, die eng mit dem Pregartner Immobilientreuhänder und Finanzierungsexperten Bernhard Wolfsegger (54) zusammenarbeitet. Kagerer kann den Bruch ziemlich genau datieren. „Ende September 2022 war plötzlich auch in Top-Lagen ein spürbarer Preisrückgang bei abflauender Nachfrage erkennbar.“ 15 Prozent Abschläge oder mehr von den hohen Preisen der Boomphase waren die Folge. Kagerer macht für das rückläufige Interesse hauptsächlich die steigenden Zinsen aufgrund der extrem hohen Inflation verantwortlich: „Der Zugang zu entsprechendem Kapital ist für viele nicht mehr gegeben.“ Begehrt sind im Bezirk Freistadt aktuell kleinere Einheiten: Einfamilienhäuser, Doppel- oder Reihenhäuser mit weniger als 150 Quadratmetern an Wohnfläche. Interessantes Detail: Seit der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden
Forcierung von Home-Office wird meist ein Zimmer zusätzlich gewünscht. Generell ortet Wolfsegger aufgrund des
erschwerten Zugangs zum Kapitalmarkt aber einen Trend zur Miete, wenn auch nur vorübergehend:
„Die Bautätigkeit ist jedenfalls gesunken. Hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie die verschärften Eigenkapitalanforderungen sind nur zwei von mehreren Gründen dafür.“ Unterschiedliche Welten Kagerer und Wolfsegger stellen fest, dass die Vorstellungen der Verkäufer und Käufer momentan ziemlich weit auseinanderdriften.
Die Verkäufer wähnen sich noch immer auf dem boomenden Immobilienmarkt vor September 2022, die Käufer hingegen klagen über schwierige Kapitalbeschaffung und hohe Energiekosten. „Es wird in Zukunft wieder wichtig
sein, Werte richtig darzustellen und professionell zu bewerten“, sagen die Immobilienexperten.